Afrika, der Mittelmeerraum und Europa sollten einen einzigen integrierten Wirtschaftsraum bilden. Auch Heinz-Walter Große, Chef von B. Braun Melsungen meint: Afrika darf nicht nur Absatzmarkt sein.
Es gibt dieser Tage viele Appelle an deutsche Unternehmen, mehr Geschäft mit Afrika zu machen. Meistens sind Exporte gemeint. Denn die sind angeblich der erste Schritt, damit Unternehmen auf einem Auslandsmarkt irgendwann auch einmal investieren.
Wir von Africa Partners teilen grundsätzlich die Einschätzung, dass mehr in Afrika investiert werden. Allerdings bringen wir an der einen und anderen Stelle andere Nuancen an: Meistens werden die aus unserer Sicht falschen Gründe für eine Investition in Afrika angeführt. Europäische Unternehmen sollten nicht stärker nach Afrika gehen, damit weniger Flüchtlinge nach Europa kommen. Die meisten Flüchtlinge in Deutschland stammen ohnehin aus Syrien, Afghanistan und dem Irak und nicht aus Afrika. Nein, Unternehmen sollten sich für Afrika aus einem einzigen Grund interessieren: Es ist der Markt der Zukunft.
Auch sind wir der Meinung, dass Investitionen besser sind als Exporte. Ausfuhren und Handel sind nicht schlecht. Doch wer investiert, geht ins Ausland, um zu bleiben. Deshalb sind Investitionen das stärkere Engagement.
Die große Herausforderung wird sein, Afrika, den Mittelmeerraum und Europa zu einem einzigen integrierten Wirtschaftsraum zu verbinden, ein Standort von Kapstadt bis ans Nordkap.
Wir freuen uns, dass Heinz-Walter Große, Vorstandsvorsitzender des Medizintechnikexperten B. Braun Melsungen AG, diese Einschätzung teilt. Große ist zugleich Vorsitzender der SAFRI, der Subsahara-Initiative der deutschen Wirtschaft, die einst der ehemalige Daimler-Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp ins Leben gerufen hatte.
„Ich finde, dass man Afrika nicht nur als Absatzmarkt betrachten darf“, sagte Große heute in einem Interview mit dem Handelsblatt. „Man kann in Afrika nicht nur handeln, man muss auch investieren.“ Und er führte weiter aus: „Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich kritisiere kein Unternehmen, das in Afrika erst einmal mit Vertrieb und Handel startet.“ Dennoch meint Große, dass die Firmen ab einem bestimmten Punkt prüfen müssten, ob sie vor Ort auch produzieren könnten. „Es gehört zur unternehmerischen Verantwortung, die Region an der Wertschöpfung teilhaben zu lassen“, meint Große.
B. Braun Melsungen geht mit gutem Beispiel voran: Das Unternehmen unterhält zwei Produktionsstätten in Südafrika und ist dabei, eine weitere in Kenia zu kaufen. Außerdem betreibt B. Braun 33 Dialysekliniken in Afrika und betreut 1000 Dialysepatienten. Fast 1000 Angestellte beschäftigt B. Braun in den 55 Ländern Afrikas.
„Ich bin grundsätzlich der Ansicht, dass die Unternehmen der Gesellschaft und der Region, in der sie tätig sind, auch etwas zurückgeben müssen“, meint Große zwar, fügt aber hinzu: „Aber wir sind als Unternehmen in Afrika nicht nur aktiv, weil wir etwas Gutes tun wollen. Das Engagement muss sich schon rechnen, und das tut es auch.“
Wir bei Africa Partners sind auch der Meinung, dass die deutsche Wirtschaft wegkommen sollte vom philanthropischen Imperativ bei ihren Aktivitäten in Afrika. Das ist unserer Ansicht nach Ausdruck einer postkolonialen Überheblichkeit. Stattdessen sollte die deutsche Wirtschaft ganz normale Geschäftsbeziehungen in Afrika aufbauen. Dabei ist die Sorge um Nachhaltigkeit mit Sicherheit ein zusätzlicher Wettbewerbsvorteil. Geschäft und Nachhaltigkeit müssen sich nicht widersprechen. Und damit können gerade deutsche Investoren in Afrika punkten.