Die Exporte aus Deutschland nach Libyen sind dramatisch gefallen. Auch umgekehrt ist die Lage verheerend: Wegen des Bürgerkriegs exportiert das Land in Nordafrika kaum noch Güter nach Deutschland.
Um fast 75 Prozent sind die Importe Deutschlands aus Libyen in nur zwei Jahren gestürzt. Im Jahr 2013 bezogen die Deutschen nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes Waren und Dienstleistungen, hauptsächlich Erdöl und Erdgas, im Wert von 4,7 Milliarden Euro. Ein Jahr darauf verkaufte Libyen an Deutschland Wirtschaftsgüter im Wert von nur noch 1,7 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr brachen die Importe von diesem ohnehin niedrigen Niveau um weitere 30 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ein. Erdöl und Erdgas machen rund 70 Prozent des libyschen Bruttoinlandsproduktes aus.
Erstaunlich? Nein, angesichts der politischen Lage in Libyen ist dieser Einbruch nicht überraschend. Der Bürgerkrieg in dem Land führt derzeit wohl so blutig geführt wie selten zuvor seit dem Sturz des libyschen Diktators Muammar al-Ghaddafi vor bald fünf Jahren. Die Regierung führt derzeit die sogenannte Sirt-Offensive, um die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu bekämpfen. Die Stadt Sirt am Mittelmeer gilt als die wichtigste Basis der IS-Miliz in Libyen. Sollte den Regierungseinheiten die Eroberung der Stadt gelingen, so wäre dies ein bedeutender Erfolg für die erst kürzlich gebildete Regierung der Nationalen Einheit.
Die Menschen in dem Land leiden – unter dem Krieg und unter darunter, dass die Wirtschaft Libyens brachliegt. Deutschlands Exporte nach Libyen sind von 914 Millionen Euro im Jahr 2013 auf nur noch 355 Millionen Euro im vergangenen Jahr eingebrochen – ein Rückgang von mehr als 60 Prozent.
Unter Ghaddafi litt die Bevölkerung unter Importverboten, Preiskontrollen und staatlich kontrollierter Verteilung. Jetzt ist sie Opfer eines Krieges, dessen Ende nicht absehbar ist. In erster Linie entlang der Küste bauen die Libyer landwirtschaftliche Produkte wie Weizen, Gerste, Gemüse, Oliven, Mandeln, Zitrusfrüchte und Datteln an. Durch den Bürgerkrieg ist dies immer schwerer geworden.
Deutschland ist nach Italien, China und Spanien das viertwichtigste Abnehmerland libyscher Exporte. Bei den libyschen Einfuhren rangiert Deutschland an fünfter Stelle nach Italien, China, der Türkei und Frankreich. Die wichtigsten Einfuhrgüter sind Maschinen, Nahrungsmittel, Eisen, Stahl und Autos.
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