Auf unserem Nachbarkontinent im Süden hat sich ein dynamischer Wirtschaftsboom herausgebildet.
Afrika scheint wieder alte Vorurteile zu bestätigen. Hunderttausende haben sich mit Booten auf den Weg nach Europa gemacht. Bleibt Afrika der hoffnungslose Hartz-IV-Kontinent? Das Gegenteil ist der Fall. Die Massenflucht über das Mittelmeer zeigt, welche Fortschritte Afrika gemacht hat. Die Flüchtlinge sind häufig gut ausgebildete junge Menschen. Sie wollen eine Perspektive für sich und zwar sofort
Diese Forderung treibt unseren Nachbarkontinent an – und das Wirtschaftswachstum in die Höhe. Zwar hat der Verfall der Rohstoffpreise die Dynamik gebremst. Dennoch wird der Kontinent in diesem Jahr laut OECD eine Wachstumsrate von gut 5 Prozent erreichen.
Gewaltsame Konflikte auf dem Kontinent haben sowohl in ihrer Zahl wie in ihrer Intensität nachgelassen. Getragen von Internet und Mobilfunk sind vielerorts moderne Zivilgesellschaften entstanden. In Kenia, Äthiopien, Uganda oder Tansania etwa hat sich ein selbsttragender Aufschwung herausgebildet, der weder von Entwicklungshilfe noch von Rohstoffen abhängt.
Die deutsche Wirtschaft hat dies lange nicht wahrgenommen. Unternehmer aus China, Indien, Brasilien oder Malaysia waren schneller. Türkische Maschinenbauer oder Agrarunternehmer aus Israel wachsen rasch auf dem Kontinent.
In Nairobi oder in Ruandas Hauptstadt Kigali entsteht das digitale Afrika. Dort arbeiten die Software-Entwickler an den Apps, die der Kontinent braucht. Millionen Afrikaner sind auf Smartphones umgestiegen. In vielen Städten ist schnelles Internet auf Basis von 4G/LTE eingeführt. Mancherorts ist Afrika moderner als Europas Provinz.
Das ist der neue Wettbewerb: In die Boomgegenden kehren viele Afrikaner zurück, in den Süden Nigerias oder nach Äthiopien. Doch wirtschaftliche Rückständigkeit oder politischen Stillstand nimmt die Jugend nicht mehr hin. Dieser Drang wird Afrikas Boom weiter tragen.
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