Private Anleger finanzieren immer häufiger Investitionsprojekte in Afrika über die Crowd. Wir halten die Risiken dieser Geldanlage für viel zu hoch. Börsennotierte Investments bieten besseren Schutz.
Ob Sonne, Biogas oder Wind, Hauptsache erneuerbar – deutsche Privatanleger können in unzählige Projekte in Afrika investieren, die den Menschen bessere Lebensbedingungen bei Schonung der natürlichen Ressourcen bieten sollen. Oft schon mit kleinen Beträgen steht den Anlegern über Crowdfunding-Plattformen der Einstieg in solche Projekte offen.
Wir von Africa Partners unterstützen die Entwicklung von erneuerbarer Energie in Afrika. Allerdings halten wir wenig von Crowdfunding oder Crowdinvesting. Denn: Die meisten dieser philanthropischen Projekte bergen viel zu hohe Risiken und schützen die Anleger viel zu wenig vor einem Totalausfall ihres eingesetzten Kapitals.
Bei Crowdinvesting legen die Anleger ihr Geld nicht über Banken oder Wertpapierhändler an, sondern über Internetplattformen, die schon kleinste Beträge akzeptieren. Auch in Afrika hat sich diese Finanzierungsform stark entwickelt. So gibt es in Südafrika Thundafund, Real Estate Crowd Funding oder Uprise Africa. Thundafund hat dank mehr als 20.000 Unterstützern gut 500 Projekte mit einem Volumen von rund 1,8 Millionen US-Dollar finanziert. Die Projekte sind ganz anders als jene, die in Deutschland gefragt sind. Während hierzulande erneuerbare Energie die Geldbörsen der Anleger öffnet, sind es in Südafrika Musikprojekte, Hilfe für ein Startup nach einem Einbruch oder ein Hersteller gesunder Tiefkühlkost.
Wir raten von den meisten Crowdfunding-Projekten in Deutschland ab, weil sie den Anlegern häufig so gut wie keinen Schutz vor einem Totalverlust bieten. In der Regel erhalten die Anleger keine Anteile, sondern sie geben den Unternehmern ein Darlehen. Dadurch erhalten die Geldgeber kein Mitspracherecht. Ob die Unternehmen das ihnen anvertraute Geld für hohe Gehälter, komfortable Dienstwagen oder tatsächlich für die Investition in Solarpanels ausgeben, darauf haben die Geldgeber keinen Einfluss. Häufig haben sie noch nicht einmal das Recht, Fragen zu stellen. In der Crowd stellen die Anleger dem Management eine Art Generalvollmacht aus.
Auch halten wir den Zins bei vielen Projekten für viel zu niedrig. Auf einer deutschen Crowd-Plattform läuft gerade die Werbung für Solar-Home-Systeme in Senegal. Der Zins für ein fünfjähriges Darlehen liegt bei 6 Prozent, wobei das erste Jahr tilgungsfrei ist. Tatsächlich liegt der Zins somit bei weniger als 6 Prozent. Ob das viel oder wenig ist, lässt sich schwer sagen, weil in den Zins neben der Laufzeit auch die Bonität des Schuldners und andere Faktoren einfließen. Eine vor kurzem emittierte, börsennotierte Mini-Anleihe des Öko-Energieversorgers Naturstrom mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2028 bringt einen Kupon von nur 3,25 Prozent. Jeder Anleger muss für sich entscheiden, ob der Zinsabstand zwischen dem Solarprojekt in Senegal und der Naturstrom-Anleihe das unterschiedliche Risiko spiegelt.
Was uns jedoch am meisten stört, ist die Tatsache, dass die meisten Crowdfinanzierungen in Deutschland als Nachrangdarlehen angeboten werden. Der Begriff klingt harmlos, hat es jedoch in sich: Im Falle einer Insolvenz werden die Anleger, die in ein Nachrangdarlehen investiert haben, ihr Geld erst dann wieder sehen, wenn die meisten anderen Gläubiger ihr Geld bekommen haben. Wenn der Unternehmensgründer zum Beispiel das Unternehmen über ein Gesellschafterdarlehen finanziert hat, so wird der Gründer, der die Insolvenz vielleicht verantwortet, noch vor jenen Anlegern ausbezahlt, die ein Nachrangdarlehen gewährt haben.
Im Fall einer Insolvenz tragen die Anleger mit Nachrangdarlehen das Risiko eines Totalverlustes, ohne dass sie die Mitspracherechte hätten, die ein Aktionär erhält.
Deshalb bevorzugen wir von Africa Partners die Börse: Hier erwirbt der Anleger handfeste Aktien, die er börsentäglich handeln kann. Zudem darf er auf der Hauptversammlung mitbestimmen und den Aufsichtsrat wählen. Zwar bekommt er keine Zinsen, sondern im Idealfall eine Dividende. Doch Anleger, die über die Crowd sinnvolle Projekte unterstützen wollen und auf Zinszahlungen nicht angewiesen sind, sollten sich überlegen, ob sie im Gegenzug für Aktionärsrechte nicht auf Zinsen verzichten wollen.
Vor allem jedoch investiert der Anleger bei börsennotierten Aktien in einen Markt, der von einem regulierten Börsenbetreiber (Börse München, Deutsche Börse, Euronext…) organisiert wird und der von Aufsichtsbehörden ständig kontrolliert wird. Kommt der Emittent eines Nachrangdarlehens seinen Berichtspflichten nicht nach, hat die Crowd wenig Handhabe. Bei einer börsennotierten Aktie wird die Aufsichtsbehörde oft von selbst aktiv.
Auch Aktien schützen Anleger nicht vor unangenehmen Überraschungen, wie das „Handelsblatt“ im Fall der Pearl Gold AG jüngst herausbekommen hat. Bei der börsennotierten Gesellschaft, die an einer Goldmine in Mali beteiligt ist, ermittelt nun der Staatsanwalt. Doch gegenüber alternativen Finanzierungsformen bietet die Börse viele Vorteile. Sie stellt sicher, dass Privatanleger gleich und fair behandelt werden. Die Börse garantiert nicht, dass das Projekt einen größeren Erfolg hat, aber dass die Rechte der Anleger besser geschützt sind.